Argumente
Landschaftsinitiative – wieso?
Immer mehr Gebäude verunstalten unsere Landschaften
Eines der Grundprinzipien der Schweizer Raumplanung ist die klare Trennung von Bau- und Nichtbaugebieten. Im Nichtbaugebiet ist es grundsätzlich nicht oder nur in höchst begrenzter Weise erlaubt zu bauen.
Trotzdem nimmt seit 1985 die Zahl der Gebäude ausserhalb der Siedlungen ständig zu: zum Beispiel Industrie- und Gewerbebauten oder landwirtschaftliche Ökonomiebauten. 2021 waren es bereits 590’000 Gebäude.
Der Bauboom im ländlichen Raum stellt Natur und Mensch vor ernsthafte Probleme: Verlust von Erholungsraum, Biodiversitätsverlust und Verschwinden von gutem Kulturland. Mittlerweile befinden sich fast 40 Prozent der bebauten Flächen ausserhalb der Bauzonen.
Raumplanungsgesetz mit Lücken
Das Raumplanungsgesetz (RPG) regelt die Bestimmungen für die Erteilung von Baubewilligungen und enthält den klaren Grundsatz der Trennung von Bau- und Nichtbaugebieten. In den letzten Jahren ist das RPG stark ausgehöhlt worden: Seit 1982 stimmte das eidgenössische Parlament sehr vielen Ausnahmen zu, die das Unmögliche möglich machen, nämlich in Zonen, in denen das Bauen für die Land- und Forstwirtschaft vorbehalten ist, alles Erdenkliche zu bauen. Und dies gegen den Willen des Stimmvolks, das Landschaft und Landwirtschaftsgebiete immer verteidigt hat.
Parlament lässt bauen
Die eidgenössischen Parlamentarier:innen nahmen immer mehr Ausnahmen von der eigentlich normalen und logischen Regel, «im Nichtbaugebiet nicht zu bauen», in das Raumplanungsgesetz auf. Statt die Anliegen der Bevölkerung zu vertreten, setzen sie sich offenbar eher für die Interessen einiger weniger Investor:innen und Baufirmen ein. Sie ermöglichen, grosse Gewächshaushallen in Speziallandwirtschaftszonen mitten in die Landschaft zu stellen oder Gebäude für gewerbliche Nutzungen oder den Tourismus umzubauen.
Die Fragmentierung der Landschaft nimmt zu
Der Landverbrauch für Verkehrsflächen ausserhalb der Bauzonen ist in den letzten 30 Jahren um 15 Prozent auf 63’000 ha gestiegen. Die Zerschneidung der Landschaft hat stark zugenommen. Jede weitere Strasse führt zu einer höheren Fragmentierung der Landschaft und somit zu mehr Unterbrechungen in naturbelassenen Lebensräumen. Die Wildtiere leiden am meisten unter dieser Situation. Die überregionalen Wildtierkorridore befinden sich in einem katastrophalen Zustand: Nur ein Drittel dieser Wanderachsen ist intakt, die Hälfte ist beeinträchtigt und 16 Prozent sind ganz unterbrochen.
Immer weniger Platz für die Natur
Die Siedlungsfläche ausserhalb der Bauzonen ist zwischen 1985 und 2009 insgesamt um über 18‘600 ha gewachsen. Das ist mehr als die Fläche der Städte Zürich, Genf, Basel und Bern zusammen. Neue Infrastrukturen wie Strassen oder neue Bauten wie Wohnhäuser und Hallen für Industrie oder intensive Landwirtschaft breiten sich in der Landschaft aus. Diese Bautätigkeit führt direkt zum Verlust von Lebensräumen für Flora und Fauna und beeinträchtigt das Landschaftsbild. Die natürlichen Lebensräume werden zudem indirekt durch Zerschneidung, erhöhte Nutzungsintensität, Lichtverschmutzung und andere Störungen beeinträchtigt.
Die guten Böden verschwinden
Die Landwirtschaft benötigt gute Böden, um qualitativ hochstehende Produkte zu erzeugen. Bereits heute ist der Mindestbestand der Fruchtfolgeflächen, der besten landwirtschaftlichen Böden, in vielen Kantonen kaum mehr langfristig zu sichern. Es wird immer schwieriger, genügend Kulturland bereit zu stellen, um die Ernährungsbasis der Schweiz zu sichern und gleichzeitig die ökologischen Anforderungen an die Landwirtschaft zu gewährleisten. Eine nachhaltige, bodenabhängige Landwirtschaft muss im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen stehen.