Die Bevölkerung sieht die negativen Konsequenzen der Zersiedelung

14.11.22

Welche Besonderheiten weisen Bergregionen beim Bauen ausserhalb der Bauzone auf?  Entedecken sie das Interview mit Silva Semadeni, ehemalige Nationalrätin, Präsidentin von Pro Natura Graubünden und Mitglied des Initiativkomitees.

Foto Silva Semadeni

Silva Semadeni,  Mitglied des Initiativkomitees, Präsidentin von Pro Natura Graubünden, ehemalige Nationalrätin 

Welche Landschaften liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen? 

In der Schweiz sind es die unberührten Naturlandschaften mit reicher Artenvielfalt und die harmonisch gewachsenen Kulturlandschaften des Berggebiets. Dies alles kenne ich aus meiner Jugend im schönen Puschlav. 

 

Ist für die Bevölkerung Graubündens, welche immerhin die Kandidatur für die Olympischen Spiele verworfen hat, der Landschaftsschutz ein vorrangiges Anliegen – oder denken Sie, dass Interessen der Bauwirtschaft und ähnliche Einflüsse dominieren? 

Die Bevölkerung sieht die negativen Konsequenzen der Bauspekulation und der Zersiedelung und ein grosser Teil möchte diese Entwicklung eindämmen. 2012 haben immerhin 43,89% für die Annahme der radikalen Zweitwohnungsinitiative gestimmt! 

Inwieweit ist die Begrenzung des Bauens ausserhalb der Bauzone für Berg- und Tourismuskantone besonders wichtig? 

Es gibt auch im Berggebiet immer mehr Bauten ausserhalb der Bauzonen. Die vielen neuen Stallbauten sind ein Problem. Wenn sie im Grünen entstehen, verbrauchen sie nicht nur schutzwürdiges Kulturland, sie belasten auch das Landschaftsbild. Und wenn die nicht mehr genutzten, alten Ställe zu Ferienhäusern umgebaut werden, dann rettet dies nicht typische Landschaften und das bäuerliche Kulturgut, wie einige Politiker behaupten, sondern schädigt diese. Es gibt allein in Graubünden eine riesige Menge von gegen 20’000 Ställen, die einem schleichenden Umnutzungsdruck ausgesetzt sind. Die Schönheit der Natur- und der Kulturlandschaften ist aber von grosser, auch wirtschaftlicher Bedeutung, denn für das Berggebiet ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. 

 

Energieanlagen sind in der Regel standortgebunden, wären also von der Landschaftsinitiative nicht direkt betroffen. Denken Sie, dass die Initiative in der aktuellen Diskussion um den Vorrang der Energieerzeugung über den Landschaftsschutz trotzdem eine Rolle spielt? 

Die Umsetzung der Landschaftsinitiative (oder eines Gegenvorschlages) muss diese Entwicklung berücksichtigen und klare Regeln für Freiland-Solaranlagen beinhalten. Es kann nicht sein, dass die sog. „Energiekrise“ den verfassungsmässig garantierten Natur- und Heimatschutz aushebelt!  

 

Muss die vom Volk 2017 angenommene Energiestrategie 2050 denn nicht realisiert werden? 

Doch, wir haben ja auch eine dramatische Klimakrise! Die Energiestrategie 2050 will den Verbrauch klimaschädigender fossiler Energien ersetzen und ja, die erneuerbaren Energien fördern. Es gibt aber in der Schweiz kilometerweit überbaute Flächen, die für die Fotovoltaik ohne Verschandelung alpiner Landschaften nutzbar sind. Und nicht vergessen: Die Energiestrategie 2050 will auch den Energieverbrauch senken und die Energieeffizienz erhöhen. Natur und Landschaft dürfen nicht leichtsinnig geopfert werden. 

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